26.12., Stefanitag
Stephanus war der erste von sieben Diakonen der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem; diese Diakone waren von den Aposteln durch Handauflegung geweiht worden, nachdem in der Gemeinde ein Konflikt zwischen Mitgliedern mit griechischem Hintergrund und solchen mit traditionell jüdischem aufgetreten war um die Frage der Versorgung von Witwen. Diakone waren nun zugleich für die Glaubensverkündigung zuständig wie auch für die sozialen Belange der Gemeinde und hatten den Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutsamkeit nahe an die Apostel heranreichten (Apostelgeschichte 6, 1 - 7). Stephanus war ein Mann voll Gnade und Kraft, tat große Wunder und Zeichen unter dem Volke
(Apostelgeschichte 6, 8).
Der Stephanus-Tag wurde schon seit der Einführung des Weihnachtsfestes als Fest am Tag nach dem Fest der Geburt Jesu begangen, wodurch die Freude über die Geburt und die Trauer über die Bedrohtheit des Lebens ganz nahe zusammen gesehen wurden. Möglicherweise durch Verdrängung eines heidnischen Winterfestes wurde Stephanus Patron der Pferde und des Gedeihens in Feld und Haus. Pferde werden in seinem Namen gesegnet; am Stephanstag wechselten Pferdeknechte und Kutscher ihren Arbeitgeber. Am Stephanus-Tag wurde in den Kirchen ein Kelch mit Rotwein, in dem ein Stein versenkt war, gesegnet; der Rotwein erinnerte an das vergossene Blut, der Stein an die Art des Martyriums; dieser gesegnete Wein wurde dann bei vielen Krankheiten als Heilmittel verwendet, er trägt die weinrechtlich offizielle Bezeichnung "Stefaniwein" oder "Stefanilese". An Arme wurde am Stephanstag Brot ausgeteilt, womit die ursprüngliche Tätigkeit der Diakone nachvollzogen wurde. Kinder zogen singend von Haus zu Haus und baten um Gaben. Das früher reiche Brauchtum ist heute weitgehend vergessen.